das_menschliche_ohr_by_thesimplebiology
Das menschliche Ohr © YouTube: TheSimpleBiology

Prinzipiell ist das Ohr bei allen Säugetieren gleich aufgebaut. Typisch dafür ist vor allem das Außenohr in Form der Ohrmuschel, die wir umgangssprachlich als „Ohr“ bezeichnen. Das Mittel- und das Innenohr zählen aber ebenfalls zum menschlichen Ohr und verfügen über erstaunliche und hochentwickelte Fähigkeiten. Doch was passiert eigentlich, wenn wir beispielsweise Musik hören?

Gelangen Schallwellen an unser Ohr werden diese zunächst von der Ohrmuschel gebündelt. Anschließend gelangen sie über den Gehörgang zum Trommelfell, das mit einer Lautsprechermembran vergleichbar ist und durch den Schall in Schwingung gerät. Über das Trommelfell gelangen die Schallwellen vom Außenohr in unser Mittelohr.

In unserem Mittelohr befindet sich in erster Linie Luft, aber auch unsere drei Gehörknöchelchen. Direkt mit dem Trommelfell verbunden ist der sogenannte Hammer, der den aufgenommenen Schall über den Amboss an den Steigbügel weiterleitet. Dieser grenzt wiederum an das sogenannte ovale Fenster, eine kleine Öffnung, die von einer Membran überzogen ist und in der knöchernen Ohrkapsel sitzt.

Von der „Eustachischen Röhre“ mögen bis dato nur einige unserer Leser gehört haben, aber jeder weiß um eine ihrer wichtigsten Funktionen: den Druckausgleich. Die Röhre ist die direkte Verbindung zwischen Mittelohr und Rachenraum und wird zum Beispiel dann interessant für uns, wenn wir mit dem Flugzeug fliegen. Wir verspüren dann einen „Druck auf den Ohren“, den wir durch Gähnen oder Schlucken ausgleichen können.

Unser Innenohr ist von einer knöchernen Kapsel umgeben, von der es sehr gut geschützt wird. Nun wird es kurz abstrakt: Das Innenohr besteht aus den drei sogenannten Bogengängen, den Vorhofsäckchen und der Schnecke.

Die Bogengänge sind elliptisch verlaufende Schläuche, die angeordnet sind wie die Achsen eines dreidimensionalen Koordinatensystems. Außerdem enthält jeder Bogengang eine sogenannte Ampulle, eine Art Verdickung in der Wand des Bogengangs, deren Boden mit Haarsinneszellen besetzt ist, die wiederum von einer gallertartigen Hülle umgeben werden.

Hat das Ohr nicht auch etwas mit unserem Gleichgewicht zu tun? Genau, denn bewegen wir unseren Kopf, kommt die zähe Flüssigkeit innerhalb der Bogengänge ins Spiel. Diese nennt man Ohrlymphe und sie bleiben bei einer Bewegung zunächst zurück, während sich die Hüllen der Ampullen bereits mitbewegen.

Dadurch wird ein Vorgang ausgelöst, bei dem die verbleibende Ohrlymphe auf die Hüllen drückt und somit einen Reiz in den Haarsinneszellen auslöst. Durch die dreidimensionale Anordnung der Bogengänge können wir deshalb Bewegungen in alle Richtungen wahrnehmen.

Hören können wir indes mit der Schnecke, in der die mechanischen Schallwellen in elektrische Reize umgewandelt werden, die von unserem Gehirn interpretiert werden können. Möchte man sich die Schnecke bildlich vorstellen, ähnelt sie einem langen Schlauch, der nur aufgerollt in unser Innenohr passt. Zweidimensional ist aber auch die Schnecke nicht. Vielmehr ähnelt sie einem tatsächlichen Schneckenhaus, das sich leicht gekrümmt zusammenwickelt.

Die Schnecke ist in drei Kammern unterteilt. Der Vorhofgang und der Paukengang, die beiden größeren Kammern, sind an der Spitze der Schnecke miteinander verbunden. Begleitet werden sie von einem dritten, kleineren Gang, dem Schneckengang, in dem sich auch das eigentlich Hörorgan befindet.

Diese grundlegende Erklärung erlaubt uns nun die genaue Beschreibung des Ablaufs beim Musikhören: Treffen mechanische Schallwellen durch den Gehörgang auf unser Trommelfell, werden die Schwingungen über die drei Gehörknöchelchen an das Innenohr weitergegeben.

Das Innerste der Gehörknöchelchen, der Steigbügel, versetzt mithilfe des ovalen Fensters die Flüssigkeit im Vorhofgang in Schwingung. Der Durchmesser des Trommelfells ist größer als der des ovalen Fensters, weshalb es bereits zu der ersten Verstärkung der Schallwellen kommt – wie bei einem Autogetriebe, das bei erhöhter Geschwindigkeit im ersten Gang gefahren wird, statt im dritten.

Über die offene Verbindung an der Spitze der Schnecke laufen die Schwingungen weiter zum Paukengang, wo sie schlussendlich auf das runde Fenster treffen, das dem Druckausgleich dient.

Entscheidend für unser Hörvermögen ist vor allem, was im Schneckengang passiert. Am Boden des Schneckengangs ziehen sich Reihen von Haarsinneszellen bis zur Schneckenspitze. Dort verlaufen sie nicht ins Leere, sondern in die Deckmembran. Durch die Schallausbreitung im Vorhof- und im Paukengang gerät die Deckmembran ebenfalls in Schwingung. Diese wird wiederum auf die Haarsinneszellen übertragen, die mit einem Reiz antworten, der an unser Gehirn übertragen wird. An dieser Stelle werden die mechanischen Schwingungen in elektrische Reize umgewandelt.

Betrachtet man alle Haarsinneszellen, so werden diese beim Säugetier auch als „Cortisches Organ“ bezeichnet. Von dort aus werden die einzelnen Nervenreize über den Hörnerv zu den Hörzentren unseres Gehirns weitergeleitet, wo sie zu Hörempfindungen verarbeitet werden können.