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Hearsafe hört zu: Edguy (GER) im Interview

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Edguy v.l.: Jens Ludwig (Gitarre), Felix Bohnke (Schlagzeug), Tobias Sammet (Gesang), unser Interviewpartner Dirk Sauer (Gitarre), Tobias Exxel (Bass). © Alex Kühr

Edguy haben eine Erfolgsgeschichte sondergleichen hinter sich. Mit „Monuments“ veröffentlichte die Band am 14. Juli eine Best-Of-Sammlung, um ihrer 25-jährigen Bandhistorie zu huldigen. Gitarrist Dirk Sauer im Interview.


Scherzkekse in Kalifornien: Edguy.

Hi Dirk! Lass uns vorne anfangen. Wie kam es damals zur Gründung von Edguy?

Unser Sänger Tobi und unser anderer Gitarrist Jens waren in einer Schulklasse und entdeckten im Laufe der Zeit ihre gemeinsame Leidenschaft für Rockmusik. Irgendwann kam dann auch der Gedanke auf, selbst Musik zu machen. Tobi spielte Keyboard, Jens Gitarre und die beiden stellten schnell fest, dass man als Duo relativ schwach besetzt ist. Ich war mit Tobi zusammen im Religionsunterricht und irgendwoher wussten die zwei, dass ich eine E-Gitarre besaß, und fragten, ob ich Bock hätte auch in der Band mitzuspielen. Außerdem gab es einen Mitschüler, dessen Vater mal aktiver Trommler war und somit in Besitz eines Schlagzeugs. Den fragten wir dann, ob er Lust auf eine Band hätte und wir begannen damit, uns samstags zum Proben bei ihm im Keller zu treffen. Wir haben mit Coversongs angefangen: Von AC/DC und KISS über Guns n’ Roses bis hin zu Bryan Adams – das volle Programm. Wir haben dann früh damit angefangen, eigene Songs zu schreiben und Demos aufzunehmen. Später kamen der erste Plattenvertrag und das erste Album. 1997 hat uns unser alter Schlagzeuger verlassen und seitdem haben wir einen neuen Trommler sowie einen Bassisten, denn bis dato spielte noch unser Sänger Tobi Bass. Seit Ende ’97, also seit 20 Jahren, spielen wir nun in der gleichen Besetzung.

Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen?

Das ist eine dusselige Geschichte. Der entstand aus dem Namen unseres damaligen Mathelehrers, der ein sehr unterhaltsamer Zeitgenosse war. Das war so ein verrückter, zerzauster Professortyp. Wir waren auf der Suche nach etwas unglaublich einzigartigem als Namen und alles was wir uns überlegt hatten, gab es in irgendeiner Form schon. Da waren Sachen wie „Warguy“ im Spiel. Irgendwann kam die Idee mit besagtem Lehrer namens Edgar auf den Tisch. Das wurde dann abgewandelt in „Edguy“ und den Namen sind wir bis heute nicht losgeworden.

Eure neuste Veröffentlichung „Monuments“ ist ein Best-Of-Album, wird aber auch fünf neue Songs beinhalten. Nach welchen Kriterien habt ihr die Best-Of-Songs ausgewählt? Euer Backkatalog ist schließlich ziemlich umfangreich.

Stimmt, wir haben zehn Studioalben mit mehr als 100 Songs veröffentlicht. Das fällt nicht leicht. Auf der anderen Seite haben wir schnell festgestellt: Alles nach Songs aufzudröseln ist fast nicht möglich, denn wenn du zehn Leute fragst, bekommst du zehn unterschiedliche Tracklisten. Wir waren uns sicher, dass wir es nie so hinbekommen, dass alle zufrieden sind. Entsprechend war es das Beste, den größtmöglichen Querschnitt unseres Schaffens darzustellen. Das ist uns bei dieser Tracklist ziemlich gut gelungen, finde ich. Zum Teil haben es auch B-Seiten auf die Veröffentlichung geschafft, aber die gehören da auch hin. Es gibt zwar ein, zwei Nummern, die man noch mit anderen tauschen könnte, aber die endgültige Tracklist spiegelt relativ gut wieder, was wir in den letzten 25 Jahren gemacht haben. Es ist ein perfekter Überblick. Es kann sein, dass dieses Interview von Leuten gelesen wird, die mit uns überhaupt nichts am Hut haben und genau für die kann dieses Album interessant sein.

Best-Of mit Charakter: „Monuments“.

Wie und wo sind die fünf neuen Songs entstanden?

Ich möchte nicht sagen, dass die neuen Songs aus der Not heraus entstanden sind, aber wir standen vor der Frage: Machen wir ’nur‘ eine Best-Of-Platte mit Material aus der Vergangenheit oder gibt es genügend neues Material, das wir in kurzer Zeit aufnehmen können? Schließlich arbeitet jeder von uns zu Hause ständig an neuen Ideen. Das Ende vom Lied waren diese fünf Tracks, die meiner Meinung nach sehr gut geworden sind, trotz der Kurzfristigkeit. Wir haben neue Arbeitswege beschritten, indem wir auch mal einen Teil zu Hause gemacht haben. Das ist inzwischen sehr gut machbar und bockt genauso, weil es für zu Hause sehr gutes Equipment gibt. Heute muss man nicht mehr mit dem 100-Watt-Marshall-Verstärker im Studio stehen und sich die Ohren kaputt machen. So haben wir im Februar und März diese fünf Songs aufgenommen und ich finde die sogar ziemlich gut. Bis jetzt sind auch die Reaktionen sensationell. Es ist zwar schön auf die letzten 25 Jahre zurückzublicken, aber wir sind ja noch da und ich hoffe, dass wir noch weitere 25 Jahre vor uns haben! Es war deshalb selbstverständlich für uns, dass wir auch neue Stücke aufnehmen.

Wir hätten auch alte Stücke neu aufnehmen können. Das machen viele Kollegen. Genau das wollten wir aber nicht. Natürlich gibt es Produktionen aus der Vergangenheit, die nicht mehr up-to-date sind oder bei denen das Budget oder die Person am Mischpult eine Rolle gespielt haben. Trotzdem steht jeder Song für seine Zeit und das soll er auch. Dadurch ist das Album sehr divers und vielschichtig. Hätten wir jetzt 28 Songs, die klingen wie aus einem Guss, wäre das großer Käse gewesen. Nimm zum Beispiel „Holy Diver“ von DIO: Die muss so klingen, wie sie klingt! Genau so ist es mit „Highway To Hell“ von AC/DC. Vom Klang her ist die ein bisschen rau, aber das ist genau richtig so. Alles ist okay und alles hat seine Daseinsberechtigung, aber es hat auch alles seine Zeit. Ich finde gerade im Bezug auf Musik ist es wichtig, nicht jeden Trend mitzunehmen. Dadurch hat man eine Art Zeitstempel, der zeigt, wie die Produktionen klingen. Das ist mal schlimmer und mal besser. Es gibt auch Zeiten, die man nicht unbedingt haben muss, wenn es um die Produktion geht. Vor ein paar Jahren musste alles lauter und komprimierter werden. Da kann man sich drüber streiten, ob das gut ist. Grundsätzlich hat aber alles seine Phase und so soll es sein.

Edguy während der „Hellfire“-Phase.

Das Album kommt mit einer DVD und da ist eine Show von eurer „Hellfire“-Tour drauf. Was war an dieser Tour so besonders, dass ihr das noch einmal festhalten wolltet?

Das war damals eine ziemlich intensive Zeit für die Band. Wir hatten einen neuen Plattenvertrag unterschrieben, hatten die bis dato größte Tour gespielt, die es für uns gab (etwa 100 Konzerte weltweit) und das Medium Musik-DVD war noch nicht ganz so ausgelutscht. Wir wollten in Südamerika eine richtig geile Show auf die Beine stellen und haben richtig viel Aufwand betrieben,  richtig tief in die Tasche gegriffen und dachten wir machen eine richtig geile DVD. Das ging nicht ganz so auf, wie wir uns das gedacht hatten, weil es bei den Aufnahmen ein paar technische Probleme gab. Das war alles noch nicht so leicht zu bearbeiten, wie es heute der Fall ist. Obwohl es noch nicht ganz so lange her ist, war der Aufwand viel größer – auch für die Firmen die uns damals betreut haben. Irgendwann sind wir an dem Punkt gelandet, an dem wir gesagt haben: Wir können das so nicht veröffentlichen. Einen Teil haben wir dann für die „Superheroes“-DVD verwendet. Das war okay, weil es vom Aufwand her einigermaßen überschaubar war. Dann haben wir uns dafür entschieden, das Projekt beiseite zu legen und ruhen zu lassen. Dann war auch der Plan vom Tisch, dass man das „nur“ als DVD genießt. Als wir jetzt die Archive durchsuchten, fiel uns das Material wieder in die Hände. Wir haben unsere Videofirma, mit der wir seit ein paar Jahren zusammenarbeiten und die auch für unsere Videoclips zuständig ist, mal drangesetzt und da zeichnete sich ab, dass da zum Glück mehr Land in Sicht ist, als wir erwartet haben. Wir haben dann alles neu gemischt, neu geschnitten und jetzt ist es ein geiles Zeitdokument. Eine Momentaufnahme der Band, die so noch nie veröffentlicht wurde. Heute hat man ja die Möglichkeit auf Festivals mitschneiden zu lassen, dann wird das gestreamt oder kommt auf Festival-DVDs und landet dann bei YouTube. Das ist auch alles geil und schön, aber es ist dann auch schon veröffentlicht. „Monuments“ liegt jetzt eine DVD bei, die noch keiner kennt. Wir haben besonders viele Fans aus dieser Zeit – wahrscheinlich weil die Band damals einen so großen Sprung gemacht hat. Im Grunde haben wir alles gemacht wie vorhe, aber es passierte einfach mehr. Dementsprechend war der Hype ein bisschen größer und ich glaube, dass wir in dieser Zeit viele Fans gewonnen haben; deswegen ist das eine super Ergänzung zu „Monuments“. Viele Leute waren damals auf der Tour und ich denke, dass das eine geile Zeitreise ist. Das ganze Produkt ist für uns wie ein riesiges Geburtstagsgeschenk. Man macht eine Schatztruhe auf und blickt auf diese 25 Jahre zurück. Ich würde jedem empfehlen, das Earbook zu kaufen. Da sind zusätzlich 160 bebilderte Seiten enthalten. Es hat viel Spaß gemacht, darin zu schmökern. Nicht nur für uns als Band, sondern auch für alle Leute, denen wir es bis jetzt gezeigt haben. Die finden alle ihre kleine Geschichte, wenn sie das Earbook durchblättern. Das ist ein Geschenk. Einerseits für uns, weil wir uns für unser Schaffen belohnen wollen. Wir wollen all das aber natürlich auch mit den Fans teilen. Das klingt zwar glatt, aber es ist für alle Leute etwas dabei. Leute, die die Band gar nicht kennen, bekommen hier einen Überblick. Für Leute, die von Anfang an dabei sind, ist ganz viel dabei, was sie noch nicht besitzen. Besonders die ganzen Bilder, die noch nie veröffentlicht wurden. Es gibt sogar einen wirklich ultra-raren unveröffentlichten Track namens „Reborn In The Waste“ – der ist 22 Jahre alt und den kennt einfach noch keiner. Wir sind keine Band die pro Platte 30 Songs aufnimmt und dann zehn auf’s Album packt. Wir nehmen nur das auf, was auch auf dem Album landet. Es gibt hier und da mal einen Bonustrack für die japanischen Veröffentlichungen, aber grundsätzlich versuchen wir die Arbeit dorthin zu leiten, wo es Sinn ergibt. Wenn ich von vornherein weiß, dass die Songs nicht auf dem Album landen werden, brauche ich sie auch nicht zu Ende zu denken. Wir sind auf Qualität fokussiert, nicht auf Quantität.

25 Jahre Bandgeschichte – inwiefern hat sich das Musikgeschäft seit dem Beginn eurer Karriere verändert und was würdest du einer Newcomerband heute mit auf den Weg geben wollen?

Richtig viele Platten hat man als Band ja verkauft, bevor wir angefangen haben Musik zu machen. Als wir kamen, hatten wir das Problem, dass unsere Musik alles andere als „in“ war und das Interesse auch in den Ländern und Märkten, in denen die Musik vorher groß war, zurückging. Japan beispielsweise: Ende der 80er, Anfang der 90er gab es Bands, die dort riesig waren. Mitte der 90er war das auch noch so. Da haben wir gerade die ersten Demos aufgenommen. Bis wir dann so richtig auf CD landeten, waren die 90er aber schon rum. Trotzdem haben wir uns nie beirren lassen. Wir sind uns selbst treu geblieben, weil wir immer das gemacht haben, was wir wollten, was ja auch die Grundidee des Rock ’n‘ Roll ist. Es ist der Ausbruch aus der Normalität und das Rebellentum. Außerdem muss man sehr fleißig sein. Wir haben immer viel dafür getan, um dahin zu kommen, wo wir sind. Man muss auch ein bisschen Glück haben, das steht außer Frage. Im Leben muss man die richtigen Leute treffen. Das geht bei uns schon mit der Bandgründung los: Wenn ich nicht auf dieser Schule gelandet wäre, hätte ich die anderen nie kennengelernt. Außerdem hatten wir den Vorteil, dass wir relativ früh dran waren und wussten, dass wir das auch wirklich wollen. Darüber hinaus hatten wir das Glück, dass wir nach dem Abi alles auf eine Karte setzen konnten. Da müssen natürlich auch die Eltern mitspielen, und es muss es Früchte tragen, damit es funktioniert. Das klappt nur mit den richtigen Leuten. Nach der Schule hat unser alter Schlagzeuger die Band verlassen, weil er sich nicht imstande sah, die Band und andere Sachen nebenher ebenbürtig zu behandeln. Für uns war es die richtige Entscheidung, dass er uns verlassen hat. Dann kam Felix in die Band, der seitdem dabei ist. Eine Plattenfirma ist wichtig, denn du brauchst Leute, die an dich glauben und die das Ganze  professionell vermarkten. Man sollte immer versuchen, smart mit Dingen umzugehen. Unser Sänger Tobi ist geschäftsmännisch ziemlich fit, weil er einfach immer alles erfragt hat, was er wissen wollte. Das war am Anfang auch ein bisschen anstrengend, wenn man mit uns unterwegs war, weil wir 1000 Fragen hatten. Aber wer nichts fragt, der weiß am Ende auch nichts. Wir haben relativ früh alle Angebote, die wir von Managements hatten abgelehnt, weil es immer durchschien, dass es keine guten Angebote sind. Da muss man halt immer ein bisschen vorsichtig sein. Man muss auch immer um seinen Platz kämpfen: Es gibt ja Mitbewerber oder Nachahmer und man muss immer versuchen, geiler als die anderen zu sein. Es gibt keine Blaupause. Wenn man eine Blaupause à la „Wie führe ich eine erfolgreiche Band“ hätte, dann gäbe es nur erfolgreiche Bands. Es gehört viel Glück dazu, man muss viel Ausdauer haben. Man muss auch viel einstecken können. Wir haben auch Durstrecken hinter uns. Als wir die ersten Touren gefahren sind, da sind wir sechs Wochen im Wohnmobil durch Europa gefahren. Wir haben gespielt, haben wieder eingepackt und sind nachts noch 500 Kilometer gefahren, um am nächsten Tag wieder irgendwo zu spielen. Später ist es dann umso entspannter, wenn man in einen Nightliner einsteigt oder irgendwann im Hotel wohnt und nicht in der Jugendherberge. Das macht rückblickend betrachtet glücklich, da viele Probleme, die man haben könnte, oftmals keine sind. Es gibt wirkliche Probleme und es gibt Luxusprobleme, die eigentlich lösbar sind. Man muss versuchen, die Kirche im Dorf zu lassen und mit gesundem Menschenverstand durch’s Leben zu gehen. Es gibt leider kein Patentrezept, aber ich denke, dass das wichtigste ist, dass man das findet, was einem Spaß macht. Wenn du ehrlich Musik machst, nehmen dir die Leute das auch ab. Würde ich mich auf die Bühne stellen, schwarzweiß anmalen und Black Metal spielen, könnte ich das gar nicht verkaufen, weil es einfach nicht mein Ding ist. Die Leute würden mir das nicht abnehmen.

Edguy sind auch live ein Erlebnis – hier beim Rock Hard Festival 2006 in Gelsenkirchen.
© Friso Gentsch / eye-work.com

Ihr seid sehr erfolgreich und habt in 25 Jahren viel auf die Beine gestellt: Was wünscht ihr euch für die Zukunft noch?

Ich wäre glücklich, wenn ich das noch viele, viele Jahre machen könnte und ich vor allem gesund bleibe. Das ist klischeehaft, aber je älter man wird, umso wichtiger ist das. Wir haben alle Familien, das heißt man wird eh anders sensibilisiert, was Kinder angeht und man hat mehr Verantwortung im Leben. Ich hoffe, dass wir das noch so lange machen können, wie es geht. Ich hoffe, dass die Menschheit vernünftig bleibt und weiterhin gute, alte, handgemachte Rockmusik hört und dass vor allem wieder junge Leute ein Gespür dafür entwickeln, Musik so zu hören, wie es ihr gebührt. Ich finde es schade, wenn junge Leute Musik nur als Hintergrundbeschallung nutzen, weil sie die Möglichkeit haben, sich aus 470 Millionen Songs eine Playlist zu erstellen. Sie haben keine wirklichen Lieblingskünstler und kaufen sich keine Platten, die sie dann vier Wochen hören, bis sie auch die letzte Note auswendig können und alles aufsaugen, so wie wir es früher gemacht haben. Ich hatte letzte Woche ein Interview, da ging es um ein ähnliches Thema und da sagte einer: „Wenn du es in deiner DNA hast, ist es drin und dann bleibt es auch drin.“ und das sehe ich auch so.

Man muss heute allerdings auch ein bisschen aufpassen, denn junge Leute wachsen anders auf. Die kennen es gar nicht, darauf zu warten, dass eine Platte veröffentlicht wird. Man musste das Glück haben, dass der Plattenladen des Vertrauens sie an dem Tag überhaupt führt, wenn sie nicht vielleicht sogar schon ausverkauft war. Das gibt es heute nicht mehr. Ich freue mich ja auch, dass ich nicht warten muss, bis die Post da war, wenn ich eine neue Platte kaufe, sondern dass ich gleich Zugriff auf die MP3-Datei habe. Trotzdem zelebriere ich die Ankunft der Platte immer noch als Event. Ich kaufe im Moment nicht so viele Platten, wie ich es früher gemacht habe, aber wenn ich dann eine habe, dann brenne ich sie mir meistens auf eine CD und nehme die CD mit ins Auto. Da ist sie dann erstmal für eine Zeit drin. Ich finde es schade, dass heute oft in Vergessenheit gerät, was für eine Arbeit hinter einem Album steckt. Ein Album wird geschrieben, aufgenommen, vorbereitet und vertrieben. Da hängt ein riesiger Rattenschwanz dran und all das trägt dazu bei, dass wir unterhalten werden. Die Leute sind aber nicht bereit, Opfer dafür zu bringen oder Geld dafür auszugeben. Das ist aber schon besser geworden. Die schlimmste Phase liegt zehn Jahre zurück, als die Streamingdienste noch nicht da waren und einfach alles illegal heruntergeladen wurde. Da rollen viele Köpfe und das kostet Bands und Plattenfirmen die Existenz. Da gibt es keine Bereitschaft, für Qualität zu zahlen. Teilweise hat die Musikindustrie sicher selbst Schuld, weil viele Produkte auf den Markt geworfen werden, die vielleicht nicht unbedingt gebraucht werden. Vielleicht gibt es auch zu viele Bands. Aber: Wenn man vernünftige Musik haben will, dann muss man auch bereit sein, eine Platte oder Konzerttickets zu kaufen. Im Umkehrschluss muss ich als Band natürlich auch für die Qualität stehen und etwas ordentliches abliefern. Man muss sich den Ball zuspielen wollen. Wenn man das als Band beherzigt und versucht, die Qualität möglichst hoch zu halten, dann ist das der erste Schritt. Es gibt Künstler, die mich schon lange begleiten und das tun sie hoffentlich auch noch für die nächsten 40 Jahre. Die Schnelligkeit, die es heute gibt, macht mir manchmal Bauchschmerzen.


Info: Die Edguy-Best-Of-Sammlung „Monuments“ erschien am 14. Juli 2017 über Nuclear Blast Records und kann z.B. hier vorbestellt werden. Den aktuellen Tourplan der Band findet ihr hier.