Wie bereits in vielen vergangenen Jahren, waren wir auch 2016 mit einem Stand auf der Tonmeistertagung in Köln vertreten, einem Expertentreffen für Audioprofis, Produzenten, Künstler, Hersteller, Ausrüster, Entwickler und Wissenschaftler.
Im Laufe des ersten Veranstaltungstages fragte die ARD ZDF Medienakademie ein Interview mit unserem Geschäftsführer Eckhard Beste an, der sich kurzerhand seinen eigens entwickelten Getränkebechergehörschutz schnappte und ein etwa sechsminütiges Gespräch mit Interviewer Thomas Beuthner führte.
Bei uns am Stand steht nun ein etwas merkwürdig gekleideter Herr und zwar Eckhard Beste von der Firma Hearsafe. Schönen guten Tag!
Tach Thomas!
Eckhard, hörst Du mich eigentlich oder bist Du einer der hörgeschädigten älteren Herrschaften?
Ich simuliere das gerade ein bisschen. Was heißt älter? Hörschädigung oder „anders hören“ beginnt bei Männern mit 40 und bei Frauen mit 45. Aber Du hilfst mir ja ein bisschen, schaust mich an, konzentrierst Dich auf mich und bist gut ausgeleuchtet, also kann ich Dich besser verstehen. Das ist natürlich nur ein Eintrittsgag und ich nehme das Teil jetzt wieder ab. Diese Getränkebecher simulieren das Hören eines 80-jährigen Mannes. Dass das im höheren Alter anders ist als mit 20 Jahren, so wie es die jungen Leute sind, die gerade diese Produktion fahren, wissen wir beide. So jetzt habe ich die Konstruktion abgenommen und nun ist es für mich ein wenig leichter.
Sehr gut, ich würde nämlich gerne mit einer konkreten Frage weitermachen. Welche Gründe gibt es für Gehörschäden?
Ein Grund sitzt hier, denn wir sind beide älter als 40. Das ist häufig sogar der entscheidende Grund. Das zweite ist ein akustischer Unfall. Das kennt jeder Tonmeister oder jeder, der mit Tonproduktion zu tun hat und jeder weiß: Es darf nicht plötzlich durchpfeifen. Ein Feedback, das mich mit großer Energie erreicht, ist ein echtes Problem. Drittens: Medikamente und ihre Nebenwirkungen sowie Erkrankungen, die dafür sorgen, dass ich mein Gehör vor der üblichen Altersschwäche verändert.
Nun bin ich aber ein hartgesottener Rockmusiker und möchte laute Musik machen und damit meine Zuhörer begeistern. Wenn ich das auf Dauer mache, gibt es dann eine Möglichkeit, mich im Hinblick auf das Alter vor Hörschäden zu schützen?
Natürlich ist ein höherer Lärmpegel über längere Zeiten ein Schädigungsfaktor für das Gehör. Wenn wir uns die heutige Bühnentechnik aber einmal anschauen, sehen wir immer mehr Leute, die Knöpfe in den Ohren haben. Mit diesen Knöpfen können sie sich vor dem Pegel der Umgebung schützen und das eigene Musiksignal leiser drehen. Häufig stellen sie dann fest, dass laute Musik zwar ganz schön ist [zeigt auf die Magengegend], weil ich sie ganzkörperlich spüre, diese vegetative Gesamterregung und die Endorphinausschüttung, die damit verbunden ist. Ich muss die laute Musik aber nicht notwendigerweise IM Ohr haben. Im Gegenteil: Wenn ich leiser höre, und das weiß jeder hier, der sich einigermaßen mit Ton auskennt, dann höre ich differenzierter. Mit guten In-Ear-Monitoren kann man an dem Punkt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Man hat ein hervorragendes Monitorsignal, hört sich selbst gut, auch in Abgrenzung gegenüber anderen und betreibe gleichzeitig aktiven Gehörschutz.
Wie kommt denn der Gehörschutz, der von Euch vertrieben wird, in der Branche an?
Ich habe mich eben noch daran erinnert, dass ich vor 20 Jahren zum ersten Mal auf der Musikmesse in Frankfurt war. Damals noch mit vielen Standardprodukten, aber auch schon mit dem Angebot, den Gehörschutz an die Ohren anzupassen. Heute sprechen viele über „Hearsaves“, wie manch einer über das „Tempo“ spricht, wenn er ein Papiertaschentuch meint. Damit ist auch nicht immer ein Produkt aus unserem Hause gemeint. Das zeigt, dass wir über die Jahre vernünftig am Thema gearbeitet haben. Grundsätzlich ist es so, dass wir differenzierter arbeiten können, wenn wir maßgefertigt arbeiten. Wir können dann zum Beispiel konkreter auf die Anforderungen eines Orchestermusikers eingehen und instrumentenbezogen differenzierter versorgen, weil in einem Orchester auch die Arbeitsschutzbestimmung umgesetzt werden muss, die ab 80dB nun einmal einen Gehörschutz vorsieht und ab 85dB muss er getragen werden. Da sind wir dann noch gar nicht im Bereich von Lautstärken, wie sie in der Diskothek oder auf Rockkonzerten auftreten.
In unserem Vorgespräch hast Du mir erzählst, dass Du diese Inhalte auch vermittelst. Was machst Du da konkret?
Es ist durchaus möglich, dass der eine oder andere von den anwesenden jungen Leuten mich schon einmal gesehen hat. Ich glaube da nickt gerade jemand. [lacht] Im Rahmen der Ausstattung besuchen wir zum Beispiel zu Beginn jedes Ausbildungsjahres die Azubis des WDR und sprechen mit ihnen über Hörgefährdungen. Wir sprechen dann zum Beispiel auch darüber, dass das Rauchen für Ohren nicht so gut ist, worüber wir nie so richtig nachdenken. Ich provoziere dann seit einiger Zeit mit der Aussage, dass in der Summe mehr Ohren durch das Rauchen kaputtgehen als durch laute Musik. Da staunst Du. Das müsste ich jetzt ein bisschen herleiten, aber dafür haben wir hier nicht den nötigen Rahmen. Obwohl die Firma Hearsafe heißt, kämpfe ich auch darum, dass wir uns nicht verrückter machen, als es notwendig ist. So schnell gehen Ohren nicht kaputt. Aber ich muss wissen, und das muss der Aufklärung folgen, wo es dann wirklich gefährlich ist. Da gibt es dann das ein oder andere, womit ich in die Diskothek gehen kann, womit ich mein Hobby ausüben kann und womit auch Musik machen kann und sagen kann: Jetzt bin ich auf der sicheren Seite. Gegen einen akustischen Unfall hilft in der Veranstaltungstechnik vor allem, dass die Leute, die Zugriff auf diese Technologie haben, auf einem vernünftigen Ausbildungsstand sind und dass sie verantwortungsbewusst mit den Möglichkeiten umgehen.