Puuhhh, es ist Donnerstagmorgen. Markus und ich sitzen im Zug von Bernau Richtung Heimat. Schade, der Schiedsrichter-Lehrgang zum Saisonauftakt des DFB geht noch bis zum Sonntag. Wir wären gerne noch am Chiemsee geblieben.
Für uns ist es der Anfang eines neuen Kapitels, beginnend mit der Abdrucknahme der Ohren von 72 Schiedsrichtern der 1., 2. und 3. Bundesliga. Alle bekommen neue Headsets mit Hearsafe Otoplastiken, die mit dem „Bolero“ Intercom-System von Riedel zum Einsatz kommen.
Sonst sieht man die schwarzen Schiris ja nur über den Platz laufen. Jetzt sitzen sie schön der Reihe nach bei uns und wir gehen ihnen an die Ohren: Tobias Christ, Christian Dingert, Benedikt Kempkes, Christian Gittelmann und Mike Pickel … und der … und der …
Wir haben den Eindruck, dass es ihnen Spaß macht, auch mal über etwas anderes als Leistungsdaten zu reden. Oder über ausgewählte Spielszenen und die Möglichkeiten der Videoauswertung zu sprechen. In einem eng getakteten Zeitplan geht es für sie weiter zum Fotografen für die Portraitaufnahmen. Es werden Trikots ausgegeben, Essen gefasst, Übungseinheiten auf den Außenplätzen abgehalten. Und … sie gehen zu den Physios, die die Schiris bei den Lehrgängen und bei ihren Einsätzen in der Saison betreuen.
Ich habe dann den „Fehler“ gemacht mal anzufragen, ob ich mit meinem „iliotibialen Bandsyndrom“ einen Rat von den Beinexperten bekommen könnte. Worauf Mundez, einer der Therapeuten, sagte: „Leg Dich mal auf die Bank!“. Markus hat bei der dann folgenden halbstündigen Behandlung zugeschaut. Hat er das Leiden des Chefs belächelt? Ich würde sagen: Ja! Später sagte er: „Ich hatte Angst, dass Sie ihm mit dem anderen Bein eine verpassen.“ Ich war sicher nah dran, denn es hat mir noch niemand absichtlich so wehgetan. Ich bin am kommenden Morgen die Treppe heruntergegangen, wie am dritten Tag des Skiurlaubes – es tat weh. Aber es hat geholfen. Der Schmerz gehört nun mal zur Therapie.
Kann man vom Physio etwas über das Funktionieren der Ohren lernen, während man ihm etwas über die Hörgefährdung und den Selbstschutz bei Schlagzeugern erzählt? Ja, er betrachtet den Körper systemisch – denn es ist immer der ganze Spieler auf dem Platz, es spielt der ganze Körper und es hört der ganze Mensch.
Die letzte Abdrucknahme findet bei der Abfahrt im Frühstücksbereich statt. Bei einem Schiedsrichter, der sich gestern verletzte und heute zur Kreuzband-OP in die Klinik fährt. Als ich ihn frage: „Macht das jetzt im Moment überhaupt Sinn für dich?“ antwortet er: „Ja, das ist mir eine Motivationshilfe!“ Ein letztes Hallo der anderen bringt ihn auf den Weg. Gute Besserung.
Die Schiris haben für uns jetzt Ohren und Gesichter und zu vielen gibt es interessante kurze Gespräche, die uns Freude gemacht haben. Genau wie die ganze Atmosphäre in Haus und Gruppe. Anregend auch die Gespräche mit Christian, der nicht nur die Portraits und das Gruppenfoto gemacht hat, sondern auch viele Szenen und Momente aus diesen Tagen einfangen konnte.
Vielen Dank – Simon und das ganze Team vom DFB. Und an Mundez und an all die anderen, deren Namen wir uns nicht so schnell merken konnten, wie wir Eure Gesichter wiedererkennen werden. Der Besuch war wie ein Lauf auf leichtem Waldboden in würziger Luft … in Grassau am Chiemsee.
Es wäre schön, wenn Jonas, für den ich den Vor-Ort-Einsatz vertretungsweise übernommen habe, im kommenden Jahr dabei ist. Er hätte auch den kompletten Frühsport mit der Truppe locker absolviert. Jetzt wartet er mit Jessy auf das erste Baby. Und, die Jungs werden alles dafür tun, dass der 1. FC Köln den Aufstieg nicht durch einen Verpfiff verpasst.
PS: Ist die Pfeife für den Schiri gefährlich? Ja, wenn er sich verpfeift. Nein – dazu hätte aber HEARSAFE einiges zu sagen. Vielleicht zu anderer Zeit und an anderer Stelle.